Hier geht es um die Haltung und Zucht von Anolis. Auch Lebensweise der verschiedenen Arten im Habitat, bzw. Diskussionen über das Habitat selbst sind hier erwünscht, sowie alles andere rund um Anolis.
Moderatoren: Horst, saumfinger, Timo
von Timo am So 13. Aug. 2006 13::06
Guten Tag,
da die Frage öfters auftaucht hier eine kleine Erklärung warum man Anolis carolinensis (u.a Arten) besser nicht in einer Gruppenzusammenstellung von 1.2 hält.
Da bei den meisten Anolis-Arten die Weibchen ebenso Revierbesetzend und Aggressiv sind wie die Männchen, führt eine zusammensetzug von einem Männchen mit 2 Weibchen in einem begrenzten Raum wie dem Terrarium, zu einem Problem mit der Rangordnung.
Eins der Weibchen wird - aus Ermangelung an Ausweichmöglichkeiten - nun vom Männchen zwecks Paarung bedrängt, und noch zusätzlich vom Dominanten Weibchen, welches seinen Rang im Revier verteidigen will und wird. Dies führt idR dazu das das unterlegene Weibchen unter dauerhaftem Stress steht, u.U das Futter verweigert und anfängt zu kümmern.
Ausnahmen diesbzgl. kommen vor, aber man sollte es in meinen Augen gar nicht erst drauf ankommen lassen.
Sinnvoller ist die Tiere in folgenden Konstellationen zu halten:
1.)
1.3+x (Gruppenhaltung) : Hier muss man sich allerdings im Klaren darüber sein das:
- Ein hohes Aufkommen an schwer vermittelbaren Nachzuchten besteht (wenns "gut" läuft 15nz / Weibchen)
- Die beobachtung der Rangfolge extrem schwierig ist. Man hat nun 3+x Weibchen welche untereinander eine Ordnung bilden, und sich u.U auch gegenseitig unterdrücken. Diesbzgl. muss man also immer ein Auge auf die Tiere haben und im Bedarfsfall müssen zu stark unterdrückte separiert werden.
Fällt z.B. bei einer 1.3 Gruppe ein Weibchen weg (sei es aus Krankheit oder warum auch immer) sind wir wieder bei einer 1.2 Konstellation mit dem oben genannten Problem angelangt! - Der Platzanspruch für größere Gruppen darf natürlich auch nicht vernachlässigt werden. Bei 1.3 ist schon eine Mindestgröße von 80x50x80 (lxbxh (cm)) angeraten. Eher noch größer. Bei jedem weiteren Weibchen kommen dann nochmal 15% an Grundfläche dazu.
2.)
1.1 (Paarhaltung): Diese zusammenstellung hat sich bei vielen Haltern/Züchtern mittlerweile bewährt. Oft hört man dann zwar von befürwortern der Gruppenhaltung das das einzelne Weibchen zuviel Druck vom Männchen abbekommt, dies kann ich (und auch andere mir bekannte Halter) allerdings nicht bestätigen. Solange die Tiere die Möglichkeit haben sich aus dem Weg zu gehen (viele Verstecke, Sichtschutz durch Pflanzen) lassen sich die Tiere eigentlich sehr gut in Paarhaltung halten. Hin und wieder kann es dann allerdings schon vorkommen das die Tiere mal getrennt werden müssen. Da ein Ausweichbecken allerdings eh zur Grundausstattung gehören sollte, dürfte das in den wenigsten Fällen ein unlösbares Problem darstellen.
Auch brauch man sich um den Entertainmentfaktor bei einem schwach besetzten Terrarium keine Sorgen machen. In der Regel ist bei A.carolinensis immer was los
Ich hoffe dem ein oder anderen hilft dieser Thread ein wenig weiter.
viele Grüße
Timo
Zuletzt geändert von Timo am Sa 17. Mai. 2008 18::54, insgesamt 1-mal geändert.
Geckos
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von Zebrafisch am Mo 14. Aug. 2006 19::18
Ciao Timo et al.
schöne Erklärung...aber nun eine Frage, die wohl berechtigerweise noch anzuhängen ist:
Warum gibt es bei einer Konstellation von mehr als zwei Weibchen keine Kumulation der Unterdrückungen auf das rangniederste Tier?
Wenn sich doch eine Rangordnung bildet, gibt es doch immer ein Tier welches zuletzt dann doch nur noch "auf den Deckel" bekommt?
fragende Grüsse
Philiô
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von saumfinger am Mo 14. Aug. 2006 19::59
Hi,
gute Frage. Einfache Antwort.
Nehmen wir an, es sind zwei Weichen im Terrarium. Dann bekommt das unterdrückte Tiere ständig was ab.
Bei drei Weibchen, kann sich das rangniederste erholen, solange sich die zwei anderen zoffen. So bekommt jedes Tier mal ne Auszeit.
Bei vier oder fünf Weibchen verteilt es sich dann halt noch besser.
Es gibt aber auch Arten, wo wirklich nur die 1,1 Haltung in Frage kommt, da das Alpha-Weibchen auch mehrere rangniedrigere Tiere ständig stressen kann.
Ebenso gibt es Arten, wo eine 1,1 Haltung eher ungünstig ist, wegen der zu grossen Paarungswut des Maennchens.
Daher Timos Hinweis bitte nur als allgemeine Information sehen, und sich bei einer speziellen Art nochmals genau informieren.
cheers
Jochen
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von Timo am Mo 14. Aug. 2006 20::27
saumfinger hat geschrieben:Hi,
Daher Timos Hinweis bitte nur als allgemeine Information sehen, und sich bei einer speziellen Art nochmals genau informieren.
cheers Jochen
Rischtisch. Die gemachten Äusserungen treffen erstmal nur auf A.carolinensis zu. Auch auf weitere Arten trifft dies zwar zu, aber darum ging es mir in diesem Thread nicht. Für eine solche Allgemeinaussage wäre die Gattung Anolis viel zu groß
viele Grüße
Timo
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von EnoM am Mo 14. Aug. 2006 23::21
Bei welchen Arten ist die angesprochene Paarungswut besonders ausgeprägt?
Da wir hier grad bei den Anolis carolinensis sind, möchte ich meine Erfahrungen mitteilen.: Ich habe 2 Paare - getrennte Haltung -
Ein Bock ist dermaßen triebig, ist aber auch ein gut gewachsener Brocken geworden.
Das Weibchen gibt ihm aber auch Feuer, obwohl ich oft um ihr "bange"!
Der andere ist wieder recht umgänglich, dementsprechend schonender wird
das Weibchen behandelt.
Ich meine das hat mit dem bei jedem Tier vorhandenen jeweiligen Charakter zu tun.
Oder ist speziell bei carolinensis eine übermässige Paarungswut im Vergleich zu anderen in Forscherkreisen bekannt?
Schön finde ich das ihr hier das so niederschreibt und extra durch Kenntlichmachung
( " Wichtig " ) gleich jedem Nutzer dieses Forums ein grosses Problem der Anolishaltung nahebringt. Speziell diese Frage, die ihr damit zu beantworten versucht, taucht ja übermäßig häufig auf.
Enrico
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von Uwe am Mo 14. Aug. 2006 23::33
Hi Enrico,
mir persönlich ist das aus dem A.bimaculatus Komplex bekannt, ebenso bei A.ferreus. Also meist Arten wo die Männchen erheblich größer als die Weibchen sind.
Wie du schon richtig sagtest, die Charaktere der einzelnen Individuen zählen....
Hatte damals ein A.garmani Männchen, das wirklich 5 Weibchen dauernd gedrängt hat.
Heute 1,1 und die Sache geht ruhig und gesittet ab
zu A.carolinensis kann ich nix sagen, ich hatte lange Zeit 1,5 und NZ ohne Ende leider keine Abnehmer...
heute lebt 1,1 im Blumenfenster und fetzt sich mit anderen Arten,die auch darin leben.
Gruß, Uwe
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von Horst am Di 15. Aug. 2006 9::16
Ich seh diesem Thread als wichtigen Anhaltspunkt für die Haltung von A. carolinensis, weniger als unumstössliches Gesetz...
Oft ist es so, dass bei einem (meist weniger erfahrenen) Halter bei 1.1 Haltung im schön übersichtlichen Becken (man sieht ja sonst die Tiere nicht ) das Weibchen sichtlich unterdrückt wird. Und dann wird ein zweites Tier dazu gesetzt und der Ärger wird nur verlagert und nicht behoben...
beste Grüße
Horst
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von Timo am Di 15. Aug. 2006 12::51
Grafzahl hat geschrieben:Ich seh diesem Thread als wichtigen Anhaltspunkt für die Haltung von A. carolinensis, weniger als unumstössliches Gesetz...
beste Grüße Horst
Und genau das sollte er auch sein.
viele Grüße
Timo
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von Mortis am Sa 17. Mär. 2007 21::05
Hallo aus Kiel,
dies ergänzt das, was ich schon wusste, sehr gut.
Ausserdem passt das sehr gut als Antwort auf meine Mail, welche ich gestern einigen hier anwesenden schrieb
Soweit schonmal vielen Dank, gell Horst
Viele Grüße
Markus
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von tronicx am Do 02. Aug. 2007 13::11
Grüß euch erstmals.
Ich bin jetzt kurz vor dem Kauf von Rotkehlanolios.
Habe mich jetzt über einen Zeitraum von mehr als 1 1/2 Monaten mit der Thematik sehr intensiv beschäftigt.
Jetzt finde ich in vielen Foren Beiträge, die von einer Haltung 1.1 abraten, andere wieder von einer Haltung 1.2.
In eurer Literaturliste findet man auch das Buch "Der Rotkehlanolis - Jens Rauh". Dieser sagt in seinem Buch, dass er mit einer Haltung von 1.2 die besten Erfahrungen gemacht hat...Also wie jetzt bitte??
Mein Terra ist 70x40x100(LxBxH), und ich möchte nicht umbedingt Nachwuchs haben. Inkubieren würde ich aber e nicht...
Auch wenns sicher schon ewig oft gefragt wurde, ich bin momentan sehr verwirrt von den 1000 verschiedenen Beiträgen in diversen Foren!!
Ich hoffe es kann mir wer helfen!
Lg Bernhard
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von Horst am Do 02. Aug. 2007 14::48
Hallo Bernhard,
wie ich schon ein paar Beiträge vorher schrieb: Was Timo schreibt ist kein unumstössliches Gesetz, stimmt aber meistens(und läuft bei meinem Pärchen so schon über 7 Jahre). Außerdem braucht man bei den Rotkehlanolis nicht unbedingt zu inkubieren; die schlüpfen oft gerne und reichlich im Terrarium. Auch daher bietet sich 1.1 eher an...
Gruß
Horst
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von tronicx am Do 02. Aug. 2007 16::31
Ok...
Hmm, ich tendiere da ja eher zu 1.3 wenn 1.2 blöd ist.
Ist für 1.3 die Terrariengröße ausreichend??
Weiter oben steht zwar 80x50x80, ich hab aber 70x40x100, zwar etwas kleinere Grundfläche dafür 20cm mehr Höhe...
Lg
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von Horst am Do 02. Aug. 2007 18::58
Und woher nimmst Du 3 Weibchen?
Gruß
Horst
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von tronicx am Do 02. Aug. 2007 19::08
Vom Händler??
Verstehe jetzt die Frage nicht!!!!
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von Horst am Do 02. Aug. 2007 19::50
Das mit abstand größte Anfängerproblem ist die richtige Geschlechterbestimmung. Ich weiß nicht wie oft sich streitende Pärchen von A. carolinensis als "Männer-WG" entpuppten...
Bei Händlern bekommt man zu 99% Wildfänge. Die Fänger fangen natürlicher Weise zumeist größere auffällige Tiere also Männchen. Viele Tiere (vorallem kleinere, möglicherweise weise trächtige Weibchen), überstehen die Strapazen bis zum Verkauf nicht. Nur die stärkensten Tiere kommen durch. Daher finden sich bei Händlern ca.90-95% Männchen. Aber alle wollen Pärchen oder gar größere Weibchengruppen mit nur einem Männchen....
Und dann sehen junge Männchen auch noch aus wie Weibchen...
Und die wenigen Leute die Anolis züchten, sind meist froh, wenn das Geschlechterverhältnis etwa 1.1 ist...
Alles nicht so einfach...
Und warum man im Sommer kaum Nachzuchten findet, habe ich auch schon mal aufgeschrieben....
Gruß
Horst
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