Meine A. carolinensis Geschichte

[Anduril]

Hallo zusammen!

Ich möchte gern etwas von meiner (noch frischen) Anolishaltung erzählen.
Vor ca. 5 Monaten habe ich mir nach längerem Suchen von einem Züchter in Köln ein Pärchen Anolis carolinensis gekauft. In Quarantäne habe ich Kotproben gesammelt und zum TA gebracht, der Würmer diagnostizierte. Zur Behandlung bekam ich ein Pulver zum anrühren, das ich eine Woche lang täglich per Spritze ins Maul verabreichen sollte. Das Blöde war nur, dass ich dafür die Biester jedesmal fangen musste, was ein immenser Stress für alle Beteiligten war. Trotzdem hatte ich schnell den Bogen raus.
Nach 5 oder 6 Tagen fraßen beide nicht mehr, was sie bis dahin ohne Probleme getan hatten. Ich habe es auf den Stress der Behandlung geschoben und da diese ja nun vorbei war, wollte ich noch ein bisschen abwarten. 3 Tage später rief ich beim Tierarzt an, denn beide Tiere begannen abzumagern. Ich sollte sie einpacken und mitbringen. Sie wurden über Nacht da behalten und zwangsernährt. Auch damit man an eine Kotprobe käme. Am nächsten Tag ging es ihnen anscheinend etwas besser (laut TA) und mir wurde ein Beutel mit grünem Pulver mitgegeben, zum anrühren und selber weiter mit der Spritze ernähren bis sie wieder selbstständig fressen.
Also habe ich das dann gemacht, der Stress für die Tiere wurde dadurch nicht weniger, aber was sollte ich machen. Immer wieder habe ich Wachsmottenlarven angeboten, die das Männchen nach einigen Tagen auch wieder selber fing und fraß. Insgesamt sah es auch besser aus als das Weibchen, das wirklich klapperdürr war. Im Gegensatz zum Männchen bewegte es sich auch nur sehr wenig im Terrarium umher. Als ich gerade beschlossen hatte, wieder beim Tierarzt anzurufen, fand ich es tot im Terrarium liegen. Es war wohl einfach schon zu geschwächt und ich vielleicht auch zu unerfahren um Anzeichen früher zu erkennen und richtig(er) zu reagieren.

Das Männchen erholte sich aber innerhalb kürzester Zeit wieder. Und lebt seitdem vergnügt, gesund aber eben allein in seinem Zuhause. Ich wollte aus verschiedenen Gründen nicht sofort wieder ein Weibchen dazu setzen. Zum einen wollte ich, dass sich der noch lebende Anolis in aller Ruhe erholen kann. Zum anderen war mir nach diesem Anfangshorror nicht danach mich sofort in neue Abenteuer zu stürzen. Und zum Dritten wurde ja mittlerweile Frühling/Sommer, und da finden sich ja offenbar eh kaum Nachzuchten, wie ich hier lesen konnte.

Vielleicht jetzt etwas zu den Haltungsbedingungen: selbstgebautes Holzterrarium 60x45x70 (Innenmaße/nutzbar, also Bodengrund etc ist schon abgerechnet) dicht beflanzt (Schefflera, Calathea, Spathiphyllum, Epipremmnum, Bromelie, Tillandsien...) und mit reichlich Ästen versehen, ein 70W HCI-Strahler, eine 24W T5HO BioVital-Röhre, ein Wärmespot (60/40W), Temperatur von 38 Grad unterm Strahler bis Zimmertemperatur am Boden. Luftfeuchte liegt im Mittel bei 50%, schwankt aber immer ein wenig. Ich füttere Herpetal-bestäubte Grillen, Fliegen, Bohnenkäfer, manchmal Schaben und Ofenfischchen (letztere drei aus feinster Eigenzucht). Das Projekt Wachsmotte ist wegen akuten Ausbruchs vorerst auf Eis gelegt worden. Außerdem steht ein neuer Terrarienbau an, weil mir das vorhandene doch zu klein vorkommt.

So, nun zur Zukunft. Ich möchte auf jeden Fall ein Pärchen halten. Dazu brauche ich aber natürlich ein Weibchen. Ich lese hier ja schon öfters, dass die Nachzuchten im Kommen sind. Soweit so gut. Ich hielt anfangs nichts davon, Tiere ewig durch die Republik zu transportieren, egal ob selbst oder per Versand. Mittlerweile ist mir aber klar, dass man das für gesunde Nachzuchten doch auf sich nehmen sollte/könnte. Diese Riesengeschichte führt letztendlich zu zwei (zweieinhalb) konkreten Fragen:

1) Was muss ich beachten, wenn ich die beiden zusammen setze? Muss das Terrarium umstrukturiert werden? Sollte ich das Weibchen zuerst einsetzen und das Männchen dazu oder ist das egal? Kann ich überhaupt ein Weibchen von diesem Jahr zu einem angeblich anderthalbjährigen Männchen setzen?

2) Kann ich von einem carolinensis-Züchter unter den Forenusern hier(natürlich am liebsten so nah an Köln wie möglich) im Herbst ein Weibchen bekommen? (Gibt überhaupt jemand einzelne Weibchen ab?)
{ 2a) Ich bin den gesamten September in Südostasien im Urlaub; daher kann ich das Tier leider erst im Oktober aufnehmen. } Ich weiß, dass es eine Extra-Rubrik für Gesuche gibt, aber ich wollte das im Zusammenhang fragen.

Hier noch ein Bild von Attila:
Attila

Ich nehme gern alle etwaigen Anregungen, Kritik oder was euch sonst noch einfällt an.

Viele Grüße,
Tobias

[Horst]

Hallo Tobias,

ein junges, noch nicht adultes Weibchen zu einem älteren Männchen setzen ist zunächst mal eher schlecht. Hier hilft aber die Ruhephase im Winter, um die Tiere an einander zu gewöhnen.
Ich würde an Deiner Stelle zunächst ein kleineres Becken besorgen (falls noch nicht vorhanden) und das eventuell erhaltene, möglichst große Weibchen bis zur Winterruhe dort halten und weiter großziehen.

Dann würde ich die Tiere tauschen, d. h. ins jeweils andere Terrarium umquartieren und 2-4 Wochen vor Ende der Winterruhe das Männchen zum Weibchen setzen. So kann sich das Weibchen an die dauernde Präsenz des Männchens gewöhnen, bevor es vom Männchen mehr oder weniger massiv umworben wird.

A. carolinensis ist nicht sehr aggressiv, das sollte dann schon klappen.

Gruß
Horst

[Anduril]

Hallo Horst,

danke für die Antwort. Der Tipp klingt gut. Kleineres Becken ist kein Problem. Ideal wäre natürlich, wenn ich an ein ähnlich altes Tier käme, aber die Chancen sind vermutlich eher gering. Nun wir werden sehen.

Viele Grüße,
Tobias