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Anolis valencienni von Uwe Bartelt
Dieser Artikel erschien erstmals in der Iguana 1, 2008. Fü die freundliche Genehmigung, den Artikel hier veröffentlichen zu dürfen bedanken wir uns bei der Iguana-Redaktion und dem Autor.
Systematik
Anolis (Norops) valencienni (Dumeril &
Bibron 1837 )
Xiphocercus valencienni Dumeril & Bibron
1837, Erp.Gen. 4: 131
Holotypus: MNHN 2446 , Typus-exemplar
im Pariser Museum ohne Angabe der
Typuslokalität.
Familie: Iguanidae
Unterfamilie: Polychrotinae
Verbreitung
Die Tiere stammen von der Karibikinsel
Jamaika, welche zu den großen Antillen gehört.
Dort leben sie Inselweit von Meereshöhe bis
in Höhenlagen um 1200m ü. NN (Schwartz
& Henderson 1988, 1991).
Im westlichen Teil von Jamaika, also im
Hanover Parish, wurde die Art bisher nicht
nachgewiesen.
Abb. 1
Beschreibung
Die Männchen von A.valencienni erreichen
eine Kopf-Rumpflänge (KRL) von 80mm,
die Gesamtlänge (GL) beträgt 190mm.
Die Weibchen bleiben mit einer KRL
von 65mm (GL 130mm) etwas kleiner
(Underwood & Williams 1959).
Die Männchen besitzen einen relativ
kräftigen, großen Kopf, daher rührt auch der
deutsche Trivialname Krokodilkopfanolis.
Die Schwänze der Tiere sind im Verhältnis
zum Körper relativ kurz, werden aber aktiv
als Kletterhilfe , zum festhalten im Geäst,
eingesetzt.
Die Form des Schwanzes führte zu einem
weiteren Trivialnamen, welcher heute
auch geläufger ist: Schwertschwanzanolis
(Xiphocercus).
Abb. 2
Die Körperfärbung zeichnet sich durch ein
helles Grau mit bräunlichen Partien aus.
Je nach Stimmung und Anpassung an die
Umgebung, kann eine gänzliche Braunfärbung,
sowie bei Erschrecken eine fast weisse Färbung
aufreten. Schwarze Querbänder ziehen sich vom Rücken
bis auf die Flanken. Je nach Farbvariante
können auch Lateralstreifen vorhanden sein.
Der Schwanz ist dunkel quer gebändert.
Die Zeichnung variiert von Exemplar zu
Exemplar.
Die Körperunterseite der Tiere ist
grauweiß. Schwarze Linien führen vom
Hinterkopf bis zur Augenpartie der Tiere.
Abb. 3
In beiden Geschlechtern ist eine relativ große
Kehlfahne vorhanden, die beim Weibchen nur
geringfügig kleiner ausfällt. Die Kehlfahnen
sind rosa bis violett gefärbt, mit weißen
Einsprenkelungen.
Nach Underwood (1959) sollen auch
gelbe,rote und bläuliche Kehlfahnen bei den
Tieren vorkommen.
Also ,als auf den ersten Blick sichere Merkmale
zur Geschlechtsunterscheidung, kommen nur
der kräftigere Kopf der Männchen, sowie die
sich abzeichnenden Hemipenistaschen und
vergrößerten Postanalschuppen in Frage.
Abb. 4
Lebensraum und Lebensweise
A.valencienni kommt in verschiedensten
Biotopen vor. Dort werden Bäume,Sträucher
und Mangroven besiedelt (Rand 1967);
bevorzugt werden dünnere Äste, woher auch
der Name Zweiganolis
stammt.
Abb. 5
Die Tiere sind heliophil
(sonnenliebend)was
auch wichtig für die
Terrarienhaltung ist (UV-
Lampe, dünnes Geäst,
hochkantige Behälter).
A.valencienni bewegt sich schleichend und
langsam, und geht aktiv auf Beutesuche (Rand
1967; eigene Beobachtung).
Als Nahrung dienen unter anderem
Raupenähnliche, Schmetterlinge, Zweifügler
und Schrecken, aber auch Obst und Nektar
werden nicht verschmäht.
Trotz der überwiegend eher ruhigen
Fortbewegung, ist A.valencienni in der Lage
auch schnelle, gezielte Sprünge auszuführen;
sei es um Beute zu jagen oder Feinden zu
entkommen (Toro et.al. 2006).
Abb. 6
Die Fortpfanzung erfolgt durch mehrere
Eiablagen pro Jahr. Bei der vorrangegangenen
Paarung verbeisst sich das Männchen, nach
Anolisart, im Nacken des Weibchens um es
in die richtige Stellung zu bringen. Danach
wird der Hemipenis eingeführt. Nach einigen
Minuten ist der Akt ausgeführt und das
Männchen begattet das nächste Weibchen.
Nach 4-5 Wochen kommt es dann zur Eiablage.
Die Eier werden nicht vergraben, sondern
in feuchte Steinspalten oder Baumrinde
geklemmt.
Abb. 7
Schwartz & Henderson (1991) fanden im
Biotop gemeinsame Eiablageplätze mehrerer
Weibchen. Dort wurden 30-100 Eier in
Baumrinde in 6m Höhe gefunden.
Die Eier sind im Mittel 7x11mm groß und
pergamentartig (Fläschendräger 1996).
Die Inkubation beträgt je nach Temperatur
(23-28 C) , 50-60 Tage. Die Bruttemperatur
ist auch für das Geschlechterverhältnis der
Schlüpfinge verantwortlich. So schlüpfen bei
niedrigeren Temperaturen prozentual mehr
Weibchen.
Bei artgerechter Haltung ist A.valencienni
ein angenehmer Terrarienpfegling, der sich
bei ausreichend großen Becken sogar mit
anderen Anolisarten vergesellschafen lässt
(Hilgenhof 2004).
Meine Tiere leben seit einigen Jahren
problemlos mit A.auratus und A.bicaorum
zusammen.
Bilder
Maennchen
Anolis valencienni Männchen.
Fotografiert von Uwe Bartelt
Anolis valencienni Männchen.
Fotografiert von Uwe Bartelt
Anolis valencienni Männchen.
Fotografiert von Uwe Bartelt
Jungtier
Anolis valencienni Jungtier.
Fotografiert von Uwe Bartelt
Literatur
[FWAn96]
Author:
|
Fläschendräger, A., Wijffels, Leo |
Titel:
|
Anolis |
Veroeffentlicht: |
(
1996)
,Natur und Tier - Verlag, Münster
:207 Seiten
|
Abtrakt: |
Die Anolis-Bibel. Herrvoragendes Buch ueber Lebensweise, Lebensart und Haltung
von Anolis. Riesiger und ausführlicher Artenteil.
|
[HiZu94]
Author:
|
Hilgenhof, R.J. |
Titel:
|
Zur Kenntnis, Haltung und Nachzucht des Schwertschwanz-Anolis (Anolis valencienni) |
Veroeffentlicht: |
(
1994)
Reptilia, Natur und Tier Verlag, Münster, 9(1)
:S.72-76
|
[SHAm91]
Author:
|
Schwartz, A., Henderson, R.W. |
Titel:
|
Amphibians and Reptiles of the West Indies. Description, Distribution an natural History |
Veroeffentlicht: |
(
1991)
University of Florida Press, Miami: 720 S.
|
[SHWe88]
Author:
|
Schwartz, A., Henderson, R.W. |
Titel:
|
West Indian Amphibians and Reptiles: A check-list |
Veroeffentlicht: |
(
1988)
Centr. Biol. Geol., Milwaukee Public Museum, 74: 1-264
|
[ToMo06]
Author:
|
Tore, E. et al |
Titel:
|
Movement control strategies during jumping in a lizard (Anolis valencienni) |
Veroeffentlicht: |
(
2006)
Journal of Biomechanics 39
:S. 2014-2019
|
[UWTh59]
Author:
|
Underwood, G., Williams, E. |
Titel:
|
The anoline lizards of Jamaica |
Veroeffentlicht: |
(
1959)
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